Zum Inhalt springen

Europas Banken haben kein Geld für Weihnachtsfeiern

Die Commerzbank AG, Deutschlands zweitgrößter Kreditgeber nach Vermögenswerten, wird in diesem Jahr keine Weihnachtsfeier für ihre Investmentbanker und anderen Angestellten ausrichten. Die Maßnahmen sind Teil eines Plans, die Kosten des Instituts zu reduzieren, wie es hieß. Laut internen Quellen der in Frankfurt am Main ansässigen Bank seien derartige Festlichkeiten zur Weihnachtszeit im jetzigen Marktumfeld nicht vermittelbar. Dies sieht man in der City of London anscheinend ähnlich, in der die Royal Bank of Scotland ähnliche Maßnahmen angekündigt hat.

Europas Banken sparen bis die Felge quietscht

Die Bank teilte gelichzeitig mit, dass ihre Angestellten im mittleren und höheren Management, die keinen Tarifverträgen mit den Gewerkschaften unterliegen, im Jahr 2012 keine Gehaltserhöhung erhalten werden. Die Investmentsparte hat einen Einstellungsstopp in Geschäftsfeldern verfügt, die keine ausreichenden Erträge erwirtschaften. Die Investmentsparte der Commerzbank hat traditionell bislang in jedem Jahr Weihnachtsfeiern ausgerichtet, was selbst für das Jahr 2008 galt, in dem die US-Investmentbank Lehman Brothers kollabierte. Armin Guhl, Sprecher der Commerzbank, erklärte, dass ein forciertes Kostenmanagement eine der Maßnahmen sei, um die Auflagen der Behörden zu höheren Kapitalstandards zu erreichen. Dazu zähle auch eine Überprüfung aller externen Beratungsleistungen und Bestellorders der Bank.

Die Commerzbank AG, die im Jahr 2008 im Zuge der Kreditklemme an den Finanzmärkten einen Bailout durch die deutsche Regierung benötigte, um vor einem Kollaps bewahrt zu werden, muss bis Ende Juni 2012 5,3 Milliarden Euro an frischem Kapital aufnehmen, nachdem der zuletzt durch die European Banking Authority publizierte Stresstest höhere Kapitallücken als erwartet aufzeigte. Der Kreditgeber versucht aus diesem Grunde, seine Kostenbasis zu reduzieren, indem Vermögenswerte verkauft, Geschäftssparten abgestoßen und Gewinne aus profitablen Geschäftszweigen gesteigert werden sollen, um die neuen Kapitalanforderungen der Aufsichtsbehörden unter Vermeidung einer Kapitalerhöhung einzuhalten.

Vorstandsvorsitzender Martin Blessing, der in den vergangenen drei Jahren versuchte, die Bank von Grund auf umzukrempeln und das Institut von staatlichen Kapitalinjektionen in Höhe von mehr als 18 Milliarden Euro zu befreien, hat sich bislang gegen eine erneute Annahme von Steuergeldern ausgesprochen. Die Aktie der Commerzbank ist in diesem Jahr um bislang rund 74 Prozent im Wert gesunken, was der schlechtesten Performance aller gelisteten Titel im deutschen Leitindex DAX entspricht. Unterdessen gab auch die britische Royal Bank of Scotland bekannt, die Weihnachtsfeiern für Investmentbanker des Instituts in diesem Jahr ausfallen zu lassen. Der durch Großbritanniens Regierung auf dem Höhepunkt der Finanzkrise versstaatlichte Kreditgeber muss ebenfalls Auflagen erfüllen, um seine Kosten zu reduzieren. Dazu zählt auch ein Subventionsstopp für die Ausrichtung von firmeninternen Veranstaltungen, die vor allem das Personal für die Ausrichtung von Events betreffen, die bis zum Ende dieses Jahres keine Arbeit mehr haben werden.

Kommentare sind geschlossen.