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Bruttoemission neuer Schuldenanleihen sinkt drastisch

Die Staatschuldenkrise in der Eurozone hat die Finanzmärkte weltweit negativ beeinträchtigt, die Kreditkosten für Banken in die Höhe getrieben und für Ausverkäufe an den Märkten der Schwellenländern gesorgt, wie die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in ihrem jüngsten Quartalsbericht mitteilte. Die Bruttoemissionen neuer Schuldenanleihen sanken an den internationalen Märkten in den drei Monaten bis Ende September auf $1,66 Billionen, was dem niedrigsten Niveau seit dem Jahr 2005 entspricht, in dem Bondkäufer zuletzt eine höhere Kompensation für wachsende Risiken forderten.

Französisch-belgische Dexia Bank und ehemaliger Primary Dealer MF Global laut BIZ abschreckende Beispiele für wachsende Probleme im Finanzsektor

Globale Investoren zogen in den Monaten August und September mehr als $25 Milliarden aus Schwellenländerfonds ab. Hauptsächlich basierte diese Entwicklung auf dem Trend, dass Investoren entweder versuchten, ihre finanziellen Risiken zu minimieren oder im Ausland veranlagtes Kapital nach Hause zu repatriieren. Banken erwiesen sich als Verkäufer von Vermögenswerten, weil sie ihre Bilanzen aufbessern und Finanzlöcher stopfen mussten. Die größtenteils negativen Nachrichten zur Staatsschuldenkrise in der Eurozone erwiesen sich für die meisten Entwicklungen an den globalen Finanzmärkten zwischen Anfang September und Anfang Dezember als Schrittmacher, wie es in dem Bericht heißt. Finanzinstitute, die durch eine hohe Anzahl gehaltener Staatsschulden von Eurozonenstaaten in den Fokus der Märkte gerieten, waren einer deutlichen Steigerung ihrer Kosten zur Aufnahme von frischen Finanzmitteln ausgesetzt, wohingegen sich ihr Zugang zu den Kapitalmärkten deutlich verschlechterte. Diese Probleme wurden durch einen sich verdunkelnden Wirtschaftsausblick noch verschärft, wie die BIZ schrieb. Die Europäische Zentralbank korrigierte Anfang Dezember ihren Wachstumsausblick der Eurozone für das nächste Jahr auf -0,4% bis +1% von vormals 0,4% bis 2,2%.

Eine Reihe schlechter Konjunkturdaten und die wachsende politische Unsicherheit setzte die Staatsanleihen, die durch hoch verschuldete Länder der Eurozone emittiert wurden, unter Abgabedruck. Gleichzeitig stiegen die Zinsen auf griechische und portugiesische Staatsanleihen weiter und spiegelten die immensen Schwierigkeiten wider, denen beide Länder im Hinblick auf ihre darniederliegenden Wirtschaften ausgesetzt sind. Die BIZ wurde im Jahr 1930 gegründet und fungiert als eine Art Zentralbank der Zentralbanken. Die um sich greifende Staatsschuldenkrise führte zu immer größeren Befürchtungen an den Märkten, dass viele Finanzinstitute nicht dazu in der Lage sein werden, frisches Kapital aufzubringen zu einer Zeit, in der die meisten Kreditgeber vorsichtig in Bezug auf ihre Solvenz sein müssen. Dies liegt hauptsächlich an den in ihren Portfolios gehaltenen Staatsanleihen von Regierungen der Eurozone, so der Bericht der BIZ. Der zuletzt zu beobachtende Zusammenbruch samt erfolgender Vollverstaatlichung der französisch-belgischen Bank Dexia und der Untergang des Primary Dealers MF Global Holdings wurden in dem Bericht als Beispiele genannt.

Den französischen Großbanken BNP Paribas, Societe Generale und Credit Agricole wurden ihre Kreditratings am 09. Dezember durch Moody’s Investors Service herabgestuft. Als Hauptgründe nannte die Ratingagentur den eingeschränkten Zugang der Banken zu frischem Kapital und die sich allgemein verschlechternden Wirtschaftsbedingungen inmitten von Europas Staatschuldenkrise [wir berichteten]. Die sich verschlechternden Bilanzbücher der Banken und gelichzeitig steigende Finanzierungskosten unterminierten laut BIZ wiederum das Volumen der Marktaktivitäten und vergrößerten Preisschwankungen an den Vermögensmärkten. Die steigende Volatilität hat ihren Ursprung vor allem in einer rückläufigen Liquidität an den Finanzmärkten, so die BIZ. Viele Banken waren auch dazu gezwungen, ihre finanziellen Probleme an Unternehmens- und Privatkunden weiter zu geben. So stieg der durchschnittliche Zinssatz auf alle durch europäische Banken an den Unternehmenssektor neu gewährten Kredite bis Ende September um einen Prozentpunkt, während Banken in Griechenland und Portugal ihre Zinssätze sogar um zwei Prozentpunkte anhoben, so die BIZ.

Sechs große Zentralbanken, darunter die amerikanische Federal Reserve und die Europäische Zentralbank, kamen am 30. November in einem weltweiten Versuch, die Auswirkungen der europäischen Schuldenkrise zu lindern, darin überein, die Aufnahme von US-Dollarfinanzierungen für die Banken in Notfällen zu verbilligen. In diesem Kontext wurden auch temporär bestehende und bilateral geltende Swapprogramme an den Devisenmärkten vereinbart, damit die Finanzierung der Banken in jeder großen Währung aufrechterhalten werden konnte. Das breit angelegte Spektrum der neuen Liquiditätsmaßnahmen erkaufte zwar abermals Zeit, verringerte jedoch nicht die mittelfristigen Finanzierungsprobleme der Banken, wie es in dem Bericht der BIZ abschließend heißt.

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